Abgesang auf die Kreativwirtschaft?

Die Kreativwirtschaft hat ein Problem. Sie ist als solches, als Gesamtheit nur erfunden. Es gibt sie nicht, sondern eigentlich nur ihre verschiedenen Teilbranchen, oder noch eigentlicher, gibt es ganz ganz viele Wirtschaftsfelder, die alle irgendwie in irgendeiner direkten Weise mit dem „kreativ sein“, „kreativ werden“ oder irgendwie anders mit Kreativität in Verbindung gebracht werden können. Kreativwirtschaft ist ein Buzzword und wurde in der Vergangenheit auch als solches genutzt.

Was mit hohlen Phrasen, mit Luftballons passiert, die künstlich mit heißer Luft gefüllt werden, damit sie höher steigen, zeigt sich – sicherlich nicht zum ersten Mal – in einem Beitrag von Stefan Laurin auf ruhrbarone. Irgendwann geht einfach der Sprit zur Neige, die heiße Luft erkaltet, der Ballon sinkt zu Boden. Von der Basis leicht erreichbar, genügt dann manchmal eine einzige kleine Nadel, um die letzte Luft mit einem Male heraus zu lassen.

Aber he, ist denn Kreativwirtschaft wirklich nur ein schlechter Witz? Gegenfrage: Ist Dieter Gorny die Kreativwirtschaft? Ich denke, Kreativwirtschaft hat auch weiterhin eine Berechtigung, muss sich aber wirklich und endlich davon lösen, nur eine Blase sein zu wollen. In den vergangenen Jahren wurde wirklich viel getan, um Kreativwirtschaft als solches sichtbar zu machen. Aber: Sichtbarmachen für wen?

Ich bin der Meinung, die Thematik Kreativwirtschaft wurde bisher nur nach oben kommuniziert. Es wurde Strukturen geschaffen, die vordergründig den Sinn erfüllen sollten, als „eine Stimme“ gegenüber der Wirtschaft und der Verwaltung sprechen zu können. Dieses aber passierte leider immer wieder unter Missachtung der eigentlichen Sachlage. Wir wollen gar nicht alle gleich sein, sondern schätzen gerade unsere Unterschiedlichkeit. Das Konzept der Fukusierung, der Zuspitung auf einen gemeinsamen Nenner, findet unter denen, die sich geradezu über ihrer Heterogenität definiert, nicht wirklich viele Freunde.

Klar will ich nicht behaupten diese jetzt sichtbaren Strukturen völlig losgelöst von den eigentlich betreffenden Akteuren agieren. Wirklich viel Entwicklung gab es „unten“ aber nicht. Dass man sich nach wie vor damit begnügen soll, im Zweifel zur Teilbranche „Sonstige“ zu gehören, sollte eigentlich schon längst mal zum Nachdenken angeregt haben.

Kritik gibt es nicht erst seit heute. Das Signal sollte endlich ankommen! Wir brauchen keine Wasserköpfe, sondern Werkzeuge, die uns helfen, bei gleichzeitigem Respekt der Heterogenität uns gegenseitig anzunähern, uns kennenzulernen und vielleicht dadurch tatsächlich zu einer gemeinsamen Wirtschaftsbranche zu wachsen. Der viel zitierte Peter Kruse sagte zu solchen Herausforderungen mal „Und bist du nicht willig, so brauch ich … Geduld.“ und ich würde ergänzen: und dann ändern sich Dinge doch wieder schneller, als man denkt.